Kolumne #22: Heute ein Königs
Marco Königs war da, als der SCP noch frisch in der 3. Liga war. Seit dem Winter ist er wieder da – und gemeinsam mit Trainer und Team ging es seitdem spürbar bergauf. Er ist vielleicht nicht mehr so jung wie damals, aber sein Einsatz, seine Leidenschaft, stehen sinnbildlich für den Aufschwung des SCP. Martin Stadelmann schreibt über den alten und neuen Marco Königs.
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Im Winter kehrte Marco Königs nach Münster zurück. Im Sommer 2013 verließ der gebürtige Solinger die Adlerträger, weil er mit seinen Spielanteilen unzufrieden war. Natürlich bot Wiesbaden auch das notwendige Kleingeld, um ihm den Wechsel schmackhaft zu machen. Anderthalb Jahre zuvor, im Winter 2012, zauberte Carsten Gockel den Stürmer der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf aus dem Hut und holte ihn nach Westfalen. Sofort fügte sich der gebürtige Solinger in die Mannschaft und traf beim Debüt in Babelsberg zum damals wichtigen 2:0-Auswärtssieg.
Turbulente Tage waren es damals rund um die Hammer Straße. Legendär war die Entlassung vom beliebten Aufstiegstrainer Marc Fascher, die Mannschaft sportlich in Schwierigkeiten, Sercan Güvenisik „flüchtete“ in die USA und mit Pavel Dotschev durfte sich Paderborns Erfolgscoach hier in Münster probieren. Marco Königs und der SCP kamen aber rasch in ruhiges Fahrwasser, der Stürmer hatte daran einen nicht unerheblichen Anteil, auch wenn die Torausbeute nicht für die Rekordbücher reichte. Das holte er in der nächsten Saison nach. Unvergessen blieben seine sechs Tore vom 20. bis 23. Spieltag, als er Matt Taylor während dessen Rotsperre mehr als ersetzte. Im Sommer dann der Wechsel zu Wiesbaden, dem Wechsel zu Fortuna Köln, Würzburg und Rostock folgten. Sogar die zweite Liga war für Königs Station.
Aber so richtig abgerissen ist der Kontakt nach Münster nicht. Höhepunkt dürfte das Erscheinen von Königs beim Neujahrsempfang des Fanprojekts gewesen sein. Nicht jeder aktive Fußballprofi würde so etwas machen. Und so ist es dann fast schon kitschig, dass in diesem Winter erneut Chaos und Stürmernot herrschte. Dazu schlechte Stimmung. Wieder erinnerten sich die Preußen an Königs und dieser, gerade in Rostock auf dem Abstellgleis, sagte schnell zu.
Selbst am Monitor verbreitete der Stürmer, mittlerweile darf er Routinier genannt werden, bei seinen Einstand-Interviews gute Laune. Er versprühte Freude, wieder hier zu sein. Manches Mal kann man nicht glauben, dass solche Stimmungen im Profifußball noch real sind. Anschließend fügte er sich ohne Auffälligkeiten in die Rolle des ersten Ersatzstürmers, erkämpfte sich dabei aber immer mehr Spielzeit. Sein Torjubel in Düsseldorf, als er nach elend langer Zeit endlich wieder ein Tor in der dritten Liga erzielen konnte, authentischer kann es kaum sein. Natürlich können wir über bei ihm auch immer wieder leicht aufstöhnen. Da wirkt so mache Aktion ungelenk, vielleicht auch manchmal nicht besonders spritzig. Aber das macht er weg durch sein Kämpferherz und durch seine große Moral, auch neben dem Platz.
Königs hat auf seinen Stationen viel erlebt, hat leider auch die Schattenseiten des Geschäfts für sich durchmachen müssen. Aber davon ist wenig zu merken. Sollten die Adlerträger das große Wunder schaffen und den Ligaverbleib stemmen, so hätte Marco Königs einen nicht unerheblichen Anteil daran. Als Gewinn auf und neben dem Platz.
Handfeste Hagiographie. Aber die gehört zum Fußball wohl dazu wie die Soap zum Vorabendprogramm.