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Kolumne #19: Die inneren Werte…

Beim SC Preußen Münster hat sich etwas verändert, glaubt Martin Stadelmann. In seiner neuen Kolumne zum SCP zeigt er, wie der Klub in der Krise plötzlich eine Haltung zeigt – auch über die Grenzen der aktuellen Gremien hinaus.

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Eigentlich waren die Abläufe für viele entnervte Anhänger klar. Der DFB, Behörde X sagt irgendwas, die Preußen setzen es um. Widerspruch? Aufbegehren? Das war für die Anhänger nicht zu erkennen. Den größten Aufschrei gab es eigentlich immer nur, wenn der DFB seine Vorstellungen für die Lizenzvergabe verteilte. Bis dann schließlich Corona kam.

Bei aller durchaus berechtigten Kritik an der Geschäftsführung, möchte ich an dieser Stelle einmal ausdrücklich hervorheben, dass es die Geschäftsführer waren, die bei der Einführung der Kurzarbeit vorne weggingen und auf ihren kompletten Gehaltsanspruch verzichteten und die Geschicke der Preußen dennoch weiterführen müssen. Dies ist sicherlich ein wesentlicher Faktor für die Umkehrung mancher Verhaltensweisen. Der finanzielle Druck, die mangelhafte Unterstützung aus Frankfurt und die uneinheitlichen Möglichkeiten zu trainieren haben bei den Preußen das Widerstandsgen hervorgerufen.

Öffentlich werden die Anweisungen aus Frankfurt nicht nur in Frage gestellt, sie werden abgelehnt. Es wird offen mitgeteilt, wie groß der erpresserische Druck ist, mit dem die DFB-Zentrale versucht, gegen jegliche sportliche, vertragsrechtliche, wirtschaftliche und gesundheitliche Vernunft eine Saison zu Ende durchzuprügeln, die von einem fairen Wettbewerb durch ein Jahrhundertereignis nicht mehr herzustellen ist.

Denn selbst wenn es möglich wäre, die Saison über den 30. Juni hinaus zu verlängern und alle Teams in einem ordentlichen Zustand an den Start gehen könnten, würde sich ein Rattenschwanz neuer Probleme eröffnen. Welche Verträge bei Spielern, Trainern, Sponsoren sind weiterhin gültig, welche dürfen die Clubs auch aus Kostengründen einfach auslaufen lassen? Jede Woche, die es über den 30. Juni hinaus ginge, würden sich die finanziellen Probleme der Clubs verschärfen, da es kaum möglich wäre, neue Sponsorenverträge und andere Einnahmequellen für eine Saisonverlängerung zu erschließen. Der lapidare Rat des DFB, Darlehen aufzunehmen, trägt natürlich nicht. Denn die Zeche müsste über die nächsten Jahre bezahlt werden. Auch das andere angepriesene Modell, die Planinsolvenz, ist weltfremd.

Geradezu perfekt ins Bild passt da der offene Brief vom ehemaligen Vorstand und Preußen-Präsidenten Georg Krimphove. Auch er zeigt sich enttäuscht vom Verhalten des Verbanders, auch er kritisiert die Vorgaben, die an der Realität vorbeigehen; am Ende geht Krimphove so weit zu sagen, dass er in seiner Amtszeit Fehler gemacht hat, weil er zu sehr auf Seiten des DFB gegen die eigenen Anhänger stand, obwohl er das nur mit schwerem Herzen tat. Nur hatte es sich nie gelohnt für ihn und Preußen Münster. Der Brief war gut und wichtig. In Frankfurt wird er sicherlich gleich im Papierkorb landen, aber für die Arbeit hier vor Ort bleibt er ein wichtiges Symbol. Christoph Strässer und den anderen wird der Rücken gestärkt, eventuell wird auch der eine oder andere in Münster, der Preußen nur begleitet, erkennen, dass es reale Probleme mit den Ideen des DFB gibt und es nicht um das Krisengewinnen geht. Aber auch ein Zeichen Richtung Fanszene, ob ehemals oder aktuell, auf das es sich zu bauen lohnt. Es darf eben vom Club nicht allesmehr geschluckt werden und durchgedrückt werden, was aus Frankfurt kommt. In der inneren Einheit liegt deutlich mehr Stärke.

Vor Corona hat sich bei Preußen schon angedeutet, dass der bisherige Weg der Kommunikation von oben nicht mehr gangbar sein wird. Da wäre natürlich zuerst die Berufung von Burkhard Brüx zu nennen, der in diesem Jahr Bernd Homann in den Vorstand folgte und jüngst die Verpflichtung von Mario Heinemann, die sich um den Bereich der Außendarstellung und Kommunikation kümmern. Corona macht ihren Einstand und ihre tägliche Arbeit natürlich nicht leichter, aber im Hintergrund sind viele Prozesse angestoßen worden.  All dies wird dazu dienen, Preußen Münster zu stärken und innere Werte auszubilden.

Dazu werden auch die beiden neuen Trainingsplätze beitragen, die die Preußen im Sommer erhalten werden. Die Jugendmannschaften werden endlich auch auf Rasen trainieren können, sie werden nicht mehr zu viert zeitgleich einen Trainingsplatz nutzen müssen.  Aber auch die erste Mannschaft wird davon profitieren, den ramponierten einen Trainingsrasen auch mal schonen zu können.

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