Kolumne #17: Ungewohnte Töne
Es wirkt fast etwas seltsam, dass die Stadt Münster und der SC Preußen gemeinsam Seite an Seite stehen. Der Zusammenhalt wurde spätestens mit den Umbauplänen für das Stadion beschworen, aber das sah in der Vergangenheit auch schon einmal anders aus. Martin Stadelmann schreibt über ungewohnt Töne in der Corona-Zeit…
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Ich gestehe ein, es ist ein wenig ungewohnt. Preußen Münster hat momentan zwei große Baustellen und ist dabei auf die Zusammenarbeit mit der Stadt angewiesen. Und momentan wirkt es so, als seien beide Parteien in ihren Ansichten recht nah beieinander.
Von Beginn an haben die Verantwortlichen der Adlerträger erklärt, dass sie das Hygienekonzept im Preußenstadion für nicht realisierbar halten. Zu anspruchsvoll seien die Vorgaben, zu klein der zur Verfügung stehende Platz, diese umzusetzen. Einer von vielen Punkten, die für Preußen eine Fortführung der Saison kaum umsetzbar erscheinen lassen. Die Stadtverwaltung hatte einen Ortstermin und stimmt den Einschätzungen der Adlerträger zu. Zu komplex das Gelände, zu wenig Platz in den Bereichen des täglichen Lebens. Profifußball im Sommer 2020 ist an der Hammer Straße nicht darstellbar.
Natürlich lässt sich jetzt anmerken, dass die Stadt natürlich alles dagegen tun würde, dass Preußen Münster Fußball spielen kann. Das haben sie ja schon immer. Aber der Fall liegt schon anders. In Halle sprach man davon, dass Investitionen in Höhe von 800.000 Euro notwendig seien, um allein den Platzbedarf des Hygienekonzepts zu erfüllen. Für eine Handvoll Heimspiele ohne Zuschauer. Das verdeutlicht vielleicht das Dilemma, vor dem auch die Preußen stehen.
Auch die zweite Baustelle hat mit dem Stadion zu tun, dem angedachten Umbau der altehrwürdigen Hammer Straße. Die CDU Münster ließ einmal mehr verlauten, dass sie hinter dem Konzept stehe und diesen Umbau auch in der Preisgestaltung als notwendig erachte. Dazu verwies die CDU auf notwendige Investitionsmaßnahmen, um die Konjunktur nach Corona wieder flott zu machen.
Der Besuch der Geschäftsführung der Preußen scheint auf etwas Gegenliebe bei der CDU Münster gestoßen zu sein. Aber die Partei steht natürlich auch unter besonderem Druck, schließlich ist dieser Umbau ihre Idee. Die Grünen reagierten wie erwartet verhalten, ihr OB-Kandidat Todeskino verwies auf den fehlenden Bahnhaltepunkt in der Planung und dieser Bahnhaltepunkt Geist wurde den Grünen erneut von der Verwaltung zugesagt. Im Rahmen der Stadionsanierung – wie die Grünen selbst schreiben. Von der FDP konnte ich nach kurzem Besuch auf der Homepage keine neuen Einschätzungen finden. Die SPD lädt am Donnerstag zum Bürgerdialog, eine Veranstaltung, die sie zum Thema Stadion in der Vergangenheit mehrfach durchgeführt haben. Dieses Mal online. Ich bin durchaus gespannt, welche Anregungen, Kritiken dort auf den Tisch kommen werden. Denn es ist natürlich auch Wahlkampf.
Wie lange diese Harmonie zwischen Preußen und der Stadt anhalten wird, kann natürlich niemand vorhersagen. Daher bleiben uns natürlich so lange Zweifel erhalten, so lange diese ganze Debatte andauern wird und es keinen Spatenstich gibt an der Hammer Straße. Aber dennoch ist es angenehm, dass momentan nicht dauernd gegen Preußen argumentiert wird im Alltag der Stadt Münster.