preussenjournal.de auf                 

Zuschauer im Preußenstadion: Münster plant mit Variablen

Wie viele Zuschauer dürfen zum Start der Regionalliga-Saison ins Preußenstadion? Wie voll darf es im DFB-Pokal werden? Die Fragen beschäftigen den SC Preußen Münster unablässig – aber unbefriedigend bleibt, dass schlicht keine klaren Antworten zu bekommen sind.

Grundsätzlich gilt: Die Corona-Schutzverordnung in NRW erlaubt Zuschauer bei Sportversanstaltungen, sogar bis zu 33 Prozent der Kapazität, und das auch ohne Test. Bei einer Stadionkapazität von rund 14.300 im Preußenstadion wären das ziemlich exakt 4719 Zuschauer. Weil die 14.300 Fans aber eine eher freiwillig reduzierte Zahl bedeuten und die offizielle Kapazität etwas höher liegt und runde Zahlen besser klingen, ist beim SCP eigentlich immer die Rede von 5.000 Fans. Gut zu merken, gut zu verkaufen.

Nur: Dürfen die 5.000 rein? Oder weniger? Das alles ist unklar. „Wir sind noch nicht so weit“, sagt Bianca Segelken, beim SC Preußen für den Bereich Ticketing zuständig. Ihren Job will derzeit wohl niemand haben, denn die aktuelle Corona-Schutzverordnung ist schon das einzig Belastbare in dieser Phase der Pandemie. Wie sich die Lage in einem Monat darstellt? Oder in zwei? Das weiß heute niemand. Der SC Preußen ist nicht Herr der Lage, sondern abhängig von äußeren Umständen und Auflagen. Auch deswegen sagt Segelken nüchtern: „Wir werden noch eine Saison mit Einschränkungen leben müssen.“ Der Wunsch sei groß, Verbindlichkeiten zu haben für Dauerkarten und Tickets – aber woher soll diese Verbindlichkeit kommen, wenn sich die Virus-Lage herzlich wenig schert um die Wünsche eines Regionalligisten?

Ein Spiel einfacher als alle

Der SCP arbeitet lange schon an Konzepten und dürfte mittlerweile für fast jedes Szenario eine Variante in der Schublade haben. Zumal die Erfahrungen aus der letzten Drittliga-Saison 2019/2020 helfen. Hygienekonzepte muss dem SC Preußen niemand mehr erklären, das hat der Klub schon gut im Griff. Nach anderthalb Jahren Pandemie sind Abläufe eingespielt.

Die Probleme liegen im Detail. „Ein einzelnes Pokalspiel ist sicher einfacher zu organisieren als Dauerkarten für eine gesamte Saison“, sagt Segelken. Daher spricht auch einiges dafür, dass der SCP – eine passende Verfügungslage Anfang August vorausgesetzt – mit rund 5.000 Zuschauern gegen den VfL Wolfsburg spielen kann. Aber um eine gesamte Saison zu planen, greifen ja völlig andere Fragen.

Vor einem Jahr fror der SCP die alten Dauerkartenplätze ein und vergab Tickets nur für jedes Spiel einzeln – und das auch ohne Anspruch auf die altbekannten Sitzplätze. So wird es zunächst auch weitergehen müssen, denn Abstandsregeln auf der Tribüne gelten weiterhin. Das bedeutet auch: Ein Dauerkartenverkauf müsste jetzt auf eben dieser Grundlage stattfinden: Ohne die vertrauten Plätze, mit Abstand. Das ist alles machbar, aber weit weg von ideal.

Beispiel Stehplätze: Wie bekommt man Fans auf die Stehplätze unter Einhaltung der Abstandsregeln? Dazu müsste man letztlich die Stehränge irgendwie markieren. Aber wer achtet darauf, dass während der Spiele niemand seine „Stehplatzzone“ verlässt? So viele Ordner könnte der SCP niemals einstellen. Und die EM-Spiele haben ja schon deutlich gezeigt, dass im Überschwang der Gefühle der Sinn für Regeln eher nebensächlich wird. Berichte wie die über infizierte schottische Fans will in Münster niemand haben.

Ganz allein ist der SCP in dieser misslichen Lage natürlich nicht. Kaum ein Regionalligist hat sich schon vorausgewagt. Aus der Regionalliga West hat bisher einzig RW Oberhausen Angaben zu einem Vorverkauf für Dauerkarten gemacht. RWO will diese Dauerkarteninhaber im Fall der Fälle bevorzugt mit Tickets versorgt, wenn sie nicht ohnehin uneingeschränkt ins Stadion dürfen.

Beschränkungen fallen Ende August

Die nächste Marke ist der 27. August. In NRW fallen dann die Beschränkungen bei der Zulassung von Zuschauern bei Sportveranstaltungen. Dann braucht es für die Durchführung von z.B. von Spielen vor mehr als 5.000 Fans ein behördlich genehmigtes Konzept. Aber dann dürften eben auch mehr als 5.000 Fans ins Stadion, die Rede ist von maximal 50 Prozent Stadionauslastung. Das wären beim SCP dann um die 7.000 bis 7.500 Fans. Sicher deutlich mehr, als in vielen Spielen kommen würden – abgesehen natürlich von den Rot-Weißen aus Essen.

Aber was, wenn im Herbst die Inzidenzen steigen? Was, wenn der SCP plötzlich teilweise Dauerkarteninhaber ausschließen müsste? Das alles ist schwer einzuplanen und nach außen nur schwer zu vermitteln. Beim SCP hofft man, dass ab 2022 so etwas wie Normalität einkehrt, aber schnell wird es sicher nicht gehen und planbar ist das schon gar nicht. Es wird eben vieles davon abhängen, wie die Impfungen in Deutschland vorangehen und wie viel „Risiko“ das Land eingehen will.

Geplant war, dass der SCP noch in dieser Woche etwas mehr dazu sagt. Denkbar, dass es vorerst einfach ohne Dauerkarten geht und es nur Tagestickets gibt.

Apropos Tagestickets: Die werden, wie man hört, beim SCP wohl leicht sinken. Eine Stehplatzkarte soll 2021/2022 nur noch 10 Euro statt bisher 11 Euro kosten. Angesichts der ziemlich „wild“ durchgemischten Regionalliga ist aber auch eine Art „dynamisches Preismodell“ denkbar. Spiele gegen die Top-Klubs aus Essen, Aachen oder Oberhausen wären dann etwas teurer als die Spiele gegen, sagen wir, Homberg, Straelen oder vielleicht Zweitvertretungen. Aber wie gesagt: Das ist alles noch nicht spruchreif.

0 thoughts on “Zuschauer im Preußenstadion: Münster plant mit Variablen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert