Warum braucht es einen Kalinenstammtisch, Tina Müller?

Am Mittwochabend, während unten auf dem Rasen im Preußenstadion die U23 gegen den FC Gütersloh kickte, saß oben in einer Loge eine ganze Gruppe Frauen zusammen. Preußenfans aus dem ganzen Stadion, willkommen zum ersten Kalinenstammtisch.

Weit mehr als 20 Besucherinnen waren zur Premiere gekommen, das ist schon eine starke Zahl gewesen. Von nun an regelmäßig will sich die Gruppe treffen, der erste Abend verlief vielversprechend, wie Initiatorin Tina Müller später wertete. Im Laufe des Abends schaute Preußens Athletiktrainer Tim Geidies rein, stand Rede und Antwort, alles in allem ein erfolgreicher Auftakt.

Was genau nun dahinter steckt und warum der SCP einen eigenen Kalinenstammtisch braucht, erklärt Tina Müller im Interview mit 100ProzentMeinSCP.

Männer, Tresen und Fußball, das klingt irgendwie vertraut. Aber jetzt haben auch die Frauen, die Kalinen, einen eigenen Stammtisch. Verrate uns bitte mal, wie es dazu kam. 

Ich hatte die Idee, aber dabei ging es zunächst eigentlich eher um das Thema Merchandise, bei dem ich einfach viele Sachen für Frauen vermisst habe. Ich habe Anfang des Jahres mit Christoph Mangelmans darüber gesprochen, er hat den Kontakt in die Merchandise-Abteilung hergestellt und dort habe ich dann einfach mal ein paar Wünsche hinterlegt. Ich glaube, das hatte der Klub so gar nicht auf dem Schirm, die kannten unsere Wünsche bis dahin gar nicht. Aus diesem Thema heraus entstand dann der Gedanke, solche Themen auch mal mit anderen Frauen zu diskutieren. Wir brauchten also eine Gruppe, um eine eigene Stimme zu bekommen und so auch im Klub gehört zu werden.

Also ist das im Grunde sogar mehr als ein reiner Stammtisch?

Genau. Es war schon ein Anliegen, um frauenspezifische Themen ansprechen zu können. Wenn der SC Preußen ein bunter Klub sein will, dann brauchen auch Frauen einen Ort. Und damit müssen wir eben anfangen. Aber klar, wir wollen auch einfach gemütlich zusammensitzen und uns kennenlernen.

Gibt es denn dafür überhaupt einen echten Bedarf? 

Ja sicher. Es gehen viele Frauen ins Stadion, viele sogar allein, was ich anfangs gar nicht vermutet hätte. Da bilden sich Freundschaften und richtige kleine Gruppen. Wir sind bereits so um die 30 Frauen im Alter zwischen 30 und Mitte 60, die hier in den Stammtisch starten. 

Und an wen richtet sich der Stammtisch? 

An alle Frauen, die in irgendeiner Form am SCP interessiert sind. Auch an die, die sich vielleicht bisher nicht ins Stadion getraut haben. 

Dann stellt sich die Frage, was spezifische Frauenthemen im Stadion sind? 

Also ehrlich, im Fußball und im Stadion ist fast alles auf Männer ausgerichtet. Das beginnt doch schon mit den sanitären Anlagen. Da gibt’s dann 2 Klos pro Block, da stehen Frauen 20 Minuten an. Das geht so nicht und das wollen wir dem Verein auch sagen, schließlich zahlen wir den gleichen Eintritt wie die Männer. Und gerade mit Blick auf das neue Stadion wollen wir da anders berücksichtigt werden. Es werden ja künftig sicher nicht weniger Frauen. 

Gibt es denn noch andere akute Themen? 

Wir schauen mal, was sich jetzt erst ergibt. Über das Essen könnte man auch noch mal reden, da wäre durchaus etwas mehr Abwechslung angesagt.

Und wie bekommt ihr dann eure Themen in den Klub transportiert? 

Zunächst einmal: Ich hatte Kontakt mit Christoph Mangelmans und Burkhard Brüx und der Klub hat uns sofort angeboten, den Stammtisch zum Start hier in der Tribüne durchzuführen. Wir haben da volle Unterstützung, Christoph und Burkhard stehen wirklich dahinter. Und jetzt schauen wir, was sich dann ergibt. 

Ist für euch Frauenfußball auch ein Thema?

Natürlich. Bisher war die Haltung im Klub dazu eher vorsichtig. Man wollte nicht anderen Klubs Konkurrenz machen. Aber was ist mit Kooperationen? In die Richtung könnte sich etwas entwickeln. Was ich meine: Frauen müssten im Klub noch viel mehr repräsentiert werden. 

Und dabei soll jetzt der Kalinenstammtisch helfen?

Ja. Bisher sind wir, wie gesagt, auf große Offenheit gestoßen. Je präsenter wir sind, desto mehr muss der Klub hinschauen. Ich glaube, das ist eine schöne Sache, die hier entsteht. Und eine, die noch wachsen kann, je mehr davon erfahren.