Vorzeitige DFB-Ehrung für den SSV Ulm
Ein bisschen wundern darf man sich aus Sicht des SC Preußen Münster. Bereits Anfang der Woche zeichnete der DFB den SSV Ulm gleich mehrfach aus. Der Aufsteiger und Meister stellt den Spieler und den Trainer der Saison – und das noch vor dem Ende der Saison. Ein Kommentar.
Vorweg: Die Ehrung wird vom DFB organisiert. Dabei treffen die Kapitäne der 3. Liga sowie deren Trainer eine Vorauswahl, wobei natürlich die Wahl nicht Personen aus dem jeweils eigenen Team betreffen darf. Die Liste der ausgewählten Personen wird dann auf dem offiziellen Instagram-Kanal der 3. Liga zur Wahl gestellt.
Und dort setzte sich Ulms Leonardo Scienza (22.000 Stimmen) sowie Trainer Thomas Wörle (20.000) durch. Scienza schlug den Dortmunder Ole Pohlmann (9.000) deutlich, auch Wörle lag am Ende 11.000 Stimmen vor … genau: Sascha Hildmann (8.100).
Nun hat die Wahl im Grunde keinen echten Wert, weil sie eben nicht fachlich geprägt ist, sondern am Ende nur noch vom Engagement der Fans abhängt, das wiederum durch die Wahl der Plattform Instagram zusätzlich verfälscht wird. Über die grundsätzliche Bedeutung einer solchen Wahl könnte man also diskutieren.
Dass die Wahl noch vor dem letzten Spiel durchgeführt wird, macht sie allerdings in gewisser Weise witzlos. Denn noch ehe alle Entscheidungen gefallen sind, ist eine Abstimmung über „XY der Saison“ ganz einfach sinnlos. Was, wenn am Samstag Joel Grodowski trifft und sich gar zum besten Torschützen der Saison macht? Wäre sein Name dann nicht eng mit dem unglaublichen Siegeszug des SCP seit der Winterpause? Beträfe das nicht auch Malik Batmaz?
Und hat nicht Marc Lorenz den Erfolgsweg seit der Winterpause erheblich geprägt? Ohne seine Qualitäten würde dem Spiel der Preußen etwas fehlen. Oder vielleicht sogar Niko Koulis, der nach Anlaufschwierigkeiten beim SCP längst nicht mehr wegzudenken ist oder der als Abwehrspieler sogar 6 Tore erzielte? Spieler wie Koulis stehen eben nicht im Fokus, weil in der Regel die Torjäger mit ihrem Jubel die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – das ist ein weiteres grundsätzliches Problem mit solchen Auszeichnungen, die vorrangig auf Effekt abzielen.
Einen „Sensationserfolg“ nennt der DFB in seiner Mitteilung den Aufstieg des SSV Ulm. Nun – was wäre dann ein Aufstieg des SC Preußen Münster am kommenden Samstag? Denn ganz ehrlich: Dafür, wie Sascha Hildmann und sein Team aus der Mannschaft einen möglichen Doppel-Aufsteiger geformt haben, wäre jede Auszeichnung berechtigt. Nach dem bitteren Abstieg 2020 führte Hildmann das Team stetig und immer steiler nach oben und kann das alles am Samstag krönen. Es wäre Münsters Rückkehr in den Profifußball nach 33 Jahren. Und das mit begrenzten Mitteln. Und nach so vielen Enttäuschungen in den vergangenen Jahren – remember Fortuna Köln, SpVgg Unterhaching, SC Wiedenbrück? Nach zwei Abstiegen und zwei Aufstiegen. Und mit einer Mannschaft, die wie keine in den vergangenen Jahrzehnten die Fans ins Stadion zurückgeholt hat und zugleich die Stadt „mitnimmt“.
Dass Ulm die Auszeichnungen zu Recht erhält, steht außer Frage. Die Leistung der „Spatzen“ ist herausragend. Die Kritik am DFB und der Durchführung der Wahl ist allerdings eine andere Sache.