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Preußen Münster: Noch eine Mitgliederkampagne

Der SC Preußen Münster hat erneut eine Mitgliederkampagne gestartet. Der Klub will damit seinen bereits eingeschlagenen Weg fortsetzen, sich mehr mit den Fans zu vernetzen. Es ist aber nicht günstig.

Mitgliederkampagnen gab es beim SC Preußen Münster über die Jahre viele. Gemeinsam ist ihnen nur, dass keine nachhaltig war oder überhaupt gepflegt wurde. Meist waren das kurzfristige Aktionen, gerne versehen mit knackigen Schlagwörtern und ein, zwei prominenten Personen als Aushängeschilder. Aber so schnell wie die Aktionen kamen, so schnell versanken sie auch im Alltag. Die Aktion von 2009 („Ich bin’s. Und du?“) fand im Sommer 2009 erst einmal guten Anklang, aber schon drei Monate später war nichts mehr davon zu hören. Nichts als ein Flyer und das folgende Bild blieb davon übrig…

Mitgliederkampagne 2009: Damals noch mit Carsten Gockel, Christoph Metzelder und Georg Krimphove (v.l.). Foto: Schulte / 100prozentmeinscp.de

Auch deswegen stagniert die Mitgliederzahl der Preußen seit Jahren unterhalb der Marke von 2.000 Mitgliedern. Im Januar 2020, während der Mitgliederversammlung, zählte der SC Preußen exakt 1912 Mitglieder – und nannte damals vermeintlich erstaunliche 200 Austritte im abgeschlossenen Geschäftsjahr. Nun, so erstaunlich war es am Ende wohl nicht. Es gab rund um die Ausgliederungsdebatte zahlreiche Neuanmeldungen, die nach und nach wieder aufgegeben wurden.

Nun, im Herbst 2020, sieht die Lage in jeder Hinsicht anders aus. Der Klub ist aus der 3. Liga abgestiegen und musste zwangsweise ein völlig neues Kapitel aufschlagen. Dafür brauchte es etwas Zeit zum Durchschnaufen – Fans erinnern sich an die Sprachlosigkeit des Klubs in den Wochen nach dem Meppen-Spiel.

Zum Saisonstart rappelte sich der gesamte Klub aber endlich auf – und hat seitdem die neue Liga und die neue Herausforderung als Chance begriffen. Eine Chance, sich neu aufzustellen, sich auch neu darzustellen.

Wer genau hinschaut, entdeckt viele Details, die Teil eines größeren Konzeptes sind. Die Umgestaltung des Spielertunnels ist eines davon. Die Plakat-Kampagne, die Ende September gestartet wurde und deren Spuren weiterhin sichtbar im Stadtbild sind. Von vielen Litfaß-Säulen grüßt nach wie vor Simon Scherder und drückt eine Leidenschaft ohne Ligagrenzen aus.

Dazu gehört auch, dass der Klub in seinen Veröffentlichungen eine neue, einheitliche Optik gefunden hat. Die grün eingefärbten Kacheln auf Social-Media-Kanälen sind sofort als Inhalt des SC Preußen Münster erkennbar und diese Form der Gestaltung setzt sich auch in den Print-Produkten fort. So wie jetzt im Anschreiben, das die Mitglieder des Klubs erreichte.

Denn sie, die bereits angemeldeten Mitglieder, sind Ziel der neuen Kampagne. Die heißt zwar „Schnapp dir deine Mitgliedschaft“, richtet sich aber durchaus, mindestens zu einem großen Teil an bestehende Mitglieder, die nun ihrerseits andere von einer Mitgliedschaft überzeugen sollen. Eine Win-Win-Situation, denn für jedes geworbene Mitglied bekommt der „Werber“ eine Prämie (von einer Preußen-Tasse über einen Fanshop-Gutschein bis hin zu einem exklusiven Essen mit der Profimannschaft (dafür wären 15 geworbene Mitglieder notwendig und in Corona-Zeiten wirkt so eine Prämie zumindest ungewöhnlich, aber das sei einmal außen vor). Als „Star“ der Kampagne hat der Klub sich nach Simon Scherder diesmal ein zweites Urgestein ausgesucht – logischerweise ist das Torhüter Max Schulze Niehues. Das ist das Pfund, mit dem der Verein hier wuchern kann.

Und die Neu-Mitglieder genießen in dieser Kampagne auch Vorteile: Das Vorkaufsrecht für besonders nachgefragte Spiele, Rabatt im Fanshop, exklusive Merch-Artikel (wie zuletzt der erstaunlich gut nachgefragte Mitgliederschal) oder einen regelmäßigen Newsletter, der ab sofort tatsächlich regelmäßig und mit durchaus eigens produzierten Inhalten oder Angeboten verschickt werden soll.

Jedes neue Mitglied erhält neben dem kleinen Plastik-Kärtchen als Beleg der Mitgliedschaft auch einen exklusiven Adler-Pin, einen Aufkleber, den Mitgliederschal und direkt einen 5-Euro-Gutschein für den Fanshop.

Diskussion um Beiträge

Etwas Diskussion gab und gibt es noch immer um die Mitgliedsbeiträge. Im Flyer, der gerade in diesen Tagen an alle Mitglieder ging, ist ziemlich fett gedruckt die Rede von 55 Euro als Mitgliedsbeitrag (für Erwachsene). Nur wer genau hinschaut und das Kleingedruckte liest, erfährt davon, dass es sich hier um einen Halbjahres-Beitrag handelt. Tatsächlich werden im Jahr 110 Euro fällig. Das ist nicht transparent dargestellt und wäre leicht anders zu lösen gewesen.

Im Vergleich mit den anderen Regionalliga-Klubs gehört der SC Preußen ohnehin schon zu den teuren Anbietern. Lediglich drei Klubs sind mit (passiven) Mitgliedschaften noch teurer als der SCP.

Zum Vergleich einmal die Mitliedsbeiträge der anderen Klubs (Zweitvertretungen außen vor).

KlubBeitrag/Jahr
SV Straelen120,00
RW Ahlen120,00
VfB Homberg120,00
SC Preußen Münster110,00
SF Lotte108,00
SC Wiedenbrück96,00
RW Essen90,00
Bonner SC84,00
SV Lippstadt82,00
Wuppertaler SV77,00
RW Oberhausen72,00
FC Wegberg-Beeck72,00
Fortuna Köln62,00
Alemannia Aachen60,00
SV Rödinghausen60,00
SV Bergisch Gladbach60,00*
(In einer vorherigen Version des Artikels führten wir Bergisch Gladbach mit 216 Euro/Jahr an , doch das scheint eher ein Preis für die aktive Mitgliedschaft zu sein. Die passive Mitgliedschaft, die Grundlage dieser Tabelle ist, ist über ein „Förderabo“ zu erhalten und kostet dann eher schmale 60 Euro.

Große Klubs wie Schalke (50 Euro) oder BVB (62 Euro) sind weit entfernt von den Preisen des SCP, aber da greifen auch ganz andere Ideen.

Beim SC Preußen gab es häufig Diskussionen um die Mitgliedsbeiträge. Auch vor der aktuellen Kampagne wurde im Klub das Für und Wider abgewogen. Es gibt ja im Grunde zwei Wege.

Entweder man senkt die Beiträge und zieht so deutlich mehr Mitglieder an – oder man wertet die Mitgliedschaft qualitativ auf. Und für den zweiten Weg hat man sich derzeit entschieden. Auch mit Blick auf die Frage, ob nicht selbst bei einer Senkung der Mitgliedsbeiträge nicht erst eine Jahreshauptversammlung darüber beschließen müsste.

Man wolle die Mitglieder jetzt einfach deutlich mehr mitnehmen, heißt es im Klub. Ob das dann klappen wird, muss erst noch bewiesen werden. Solche Ideen und Versprechen gab es in der Vergangenheit auch schon einmal, aber zumindest wirkt es derzeit, als habe sich der Klub zu einer Art „ganzheitlichem Konzept“ entschlossen. Und in dieses Konzept fügt sich die neue Mitgliederkampagne ein.

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