Düsseldorfer Aufregung
Fans von Fortuna Düsseldorf – mindestens jene mit Zugang zu Elon Musks Pöbelplattform „X“ – sind derzeit in großer Aufregung. Ihr Verein hat aus Münster nur wenige Gästekarten erhalten. Skandal! Preußen Münster ist doof! Oder etwa nicht?
Nun ja, die Antwort ist vielschichtiger. Worum geht es denn? Auslöser war ein Post von Fortuna Düsseldorf. Der Klub hatte mitgeteilt, dass für die Partie in Münster am 1. November nur rund 1.200 Gästekarten erhältlich seien und dass es für diese Karten keinen freien Vorverkauf geben werde – alle Tickets waren schon früh vergeben.
Bei Fortuna hieß es, man müsse mit einem „verringerten Kontingent“ umgehen und alle Versuche, die Zahl der Gästetickets aufzustocken, seien ergebnislos verlaufen. Als Begründung führte Düsseldorf „Sicherheitsbedenken“ an.
Und genau das ist passiert: In Münster wird die Partie von den Sicherheitsbehörden, namentlich der Polizei, als „Rotspiel“ geführt. Mit der Folge, dass statt der sonst üblichen 1.440 Stehplatzkarten nur 1.190 Stehplatzkarten abgegeben werden. Die Kapazität des Gästeblocks wird also nicht ausgeschöpft – sehr wohl allerdings wird nach Berücksichtigung der DFL-Vorgaben die Marke von 10 Prozent der Stadionkapazität erreicht.
Dass die Partie auf Düsseldorfer Seite nicht als Risikospiel bewertet wird, spielt leider keinerlei Rolle. Denn Düsseldorf hat es eben nicht zu entscheiden, sondern die Bewertung wird in Münster getroffen. Auch der SC Preußen Münster hat letztlich keinen wirklich Einfluss auf diese Einstufung. Den Ärger der Fortuna-Anhänger kann man in diesem Lichte nachvollziehen. Gerne hätten viele mehr den überschaubaren Weg nach Westfalen auf sich genommen – doch stattdessen müssen die meisten draußen bleiben. Dem SCP dürfte das aus Regionalliga-Zeiten noch vertraut vorkommen und damit Verständnis erzeugen.
Ironischerweise werden sich ältere Preußenfans erinnern, dass es Anfang der Zweitausenderjahre so etwas wie eine kleine Fanfreundschaft zwischen beiden Klubs gab. Geschenkt, die Zeiten sind andere.
Sonderregelung Sitzplätze
Beschwerden von Düsseldorfer Seiten gab es auch mit Blick auf fehlende Sitzplätze. Und hier wird es etwas komplizierter. In den ersten Saisonspielen in Münster waren die Sitzplätze für Gäste auf der (einzigen) Tribüne untergebracht, im Block F direkt an der längst abgerissenen Westkurve. Die Gästefans werden dort einzig durch eine kleine Ordnerreihe und ein paar provisorische Holzbretter vom Heimbereich getrennt. Das führte in den ersten Spielen gegen Hannover und Kaiserslautern bereits zu Stress-Situationen. Nicht nur auf der Tribüne selbst, sondern auch im Bereich hinter der Tribüne, wo es keinerlei (!) Trennung mehr gibt.
Die komplexe Lage dort war dem SCP durchaus vor Saisonstart bewusst. Es gab aber schlicht keine andere Möglichkeit, die DFL-Anforderungen zu erfüllen. Aber es war auch keine gute Lösung. Beim SCP weiß man, dass man derzeit kein guter Gastgeber ist. Gerne würde der Klub das alles anders handhaben – aber wie? Das Stadion besteht derzeit aus nur drei Seiten, der Umbau beginnt erst im kommenden Jahr. Der Aufstieg hat den SCP auch infrastrukturell überfordert, es ist, wie es ist.
Für die eingeschränkte Kapazität kann der SCP aber nichts, das ist Versagen der Stadt Münster, die ihr städtisches Stadion über Jahrzehnte vernachlässigt hat. Erst jetzt haben alle Beteiligten den Umbau angestoßen.
Und auch das gehört zur Wahrheit: Bereits Ende 2025 soll die erste neue Tribüne im Westen des Stadions stehen. Und dort findet dann der neue, endgültige Gästebereich seinen Platz. Und dann ist auch das aktuelle Problem vom Tisch. Noch 14 Monate muss der SCP durchhalten und eben auch mancher Gastklub mit reisefreudigen Fans.
Die schwierige Lage mit den Sitzplätzen muss der SCP adressieren. Zuletzt gegen Schalke und gegen Paderborn wurden individuelle Vereinbarungen mit den Gästeklubs getroffen. Auch Fortuna Düsseldorf ist seit Wochen über die Lage informiert – und hat daher auch die Sitzplätze nach eigenem Ermessen vergeben. Dass künftig im Block F noch „aktive Fans“ der Gästeklubs Platz nehmen dürfen, scheint unwahrscheinlich.
Topzuschlag gestrichen
Wie gesagt: Für die Gästefans vieler Klubs ist die Situation in Münster unbefriedigend, das ist allen klar. Die Lage ist aber nicht zu ändern. Und es sei nicht vergessen: Auch Profiklubs wie Paderborn oder Kiel haben Stadien mit geringerer Kapazität und daher auch kleineren Gäste-Kontingenten. So ist das eben.
Immerhin reagiert der SCP: Der bisher fällige Top-Zuschlag auf die Tickets entfällt ab sofort im Gästebereich. Dieses Vorgehen wurde offenbar auch in Übereinstimmung mit Münsters Fanszene umgesetzt. Es ist eine kleine Geste der Preußen. Mehr geht halt derzeit nicht. Erst ab Ende 2025 entspannt sich die Lage in Münster – unabhängig von der Ligazugehörigkeit.