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Bouchama, Ghindovean: Ärger vor dem Trainingsauftakt

Am Sonntag steigt der SCP offiziell wieder ins Training ein. Die Vorbereitung auf die neue Drittliga-Saison beginnt. Ganz unbelastet wird das möglicherweise nicht sein, denn rund um die Mannschaft gibt es aus Fankreisen ein paar Fragezeichen. Am Donnerstag reagierte auch der SC Preußen Münster.

Konkret betroffen sind Yassine Bouchama und Darius Ghindovean, am Rande auch Shaibou Oubeyapwa. Warum? In den vergangenen Wochen tauchten erneut Bilder in Social Media auf, in denen u.a. Bouchama und Oubeyapwa beim Training mit Sven Linnemann zu sehen sind. Linnemann war bis 2022 Athletiktrainer bei RW Essen und musste sich in dieser Zeit immer wieder mit der Kritik auseinandersetzen, dass er in der Nähe eher rechtslastiger Gruppen und Personen auftaucht. Bilder zeigen ihn bei verschiedenen Veranstaltungen Essener Gruppierungen, die einem eher rechten Spektrum zugeordnet werden. Allerdings arbeiten/trainieren viele Fußballer aus der Region gemeinsam mit Linnemann. Dass auch ein entsprechendes Selfie von bzw. mit Shaibou Oubeyapwa existiert, lässt nicht gerade auf Berührungsängste schließen, was in diesem Fall ja eine positive Nachricht wäre. Man sollte diese Fotos und Kontakte also nicht zu hoch hängen.

Bouchama beispielsweise, gebürtiger Essener, kennt Linnemann mutmaßlich auch schon länger aus seiner Zeit u.a. in Kray oder Homberg. In welcher Beziehung Shaibou Oubeyapwa zu Linnemann steht, ist unklar. Sicher ist nur, dass gerade Bouchama bei manchen Fans im Fokus steht, seit noch vor Saisonstart bekannt wurde, dass er in sozialen Medien Seiten von AfD und NPD mit „Likes“ versehen hatte. Der SC Preußen hatte seinerzeit das Gespräch mit Bouchama gesucht und bescheinigte dem Spieler anschließend „Weltoffenheit“ und „einwandfreien Charakter“. Die „Gefällt mir“-Angaben seien im Zuge seines allgemeinen Interesses für gesellschaftlichen Wandel entstanden, später machte er sie wohl auch rückgängig. Seitdem verfolgen manche Fans aber die öffentlich sichtbaren Aktivitäten des Spielers – und so fielen die Selfies mit Linnemann erneut auf.

Darius Ghindovean wiederum ist der jüngste „Fall“, der Fragezeichen aufwirft. Ghindovean hatte einen fremden Instagram-Beitrag mit „gefällt mir“ markiert, in dem eine Regenbogenfahne abgehängt wurde. In dem Beitrag des ursprünglichen Verfassers hatte noch gestanden „More of this“, was im Kontext wohl bedeuten sollte, man möge noch mehr dieser Fahnen abhängen. Sicher keine ausdrücklich positive Botschaft.

Passt das zum SC Preußen Münster, der noch vor wenigen Monaten in einem „Preußen Münster ist schwarz-weiß-bunt“-Sondertrikot auflief? Der sich gerade erst ein Leitbild verpasst hatte, in dem Rassismus oder Homophobie in jeder Form abgelehnt wird?

Der SCP – online mehrfach um Reaktionen angefragt – musste zunächst ein Gespräch mit Ghindovean abwarten. Das fand nun statt und der Spieler habe dem Klub „glaubhaft“ versichert, dass dieser fragliche Like nicht von ihm selbst stamme. Stattdessen werde der Account (wie bei Fußballprofis oft) von mehreren Personen betreut, wie Ghindovean erklärt habe, nur so könne dieser Like entstanden sein. „Ich weiß, dass Münster eine weltoffene und tolerante Stadt ist, in der jeder willkommen ist. Ich bin hier, weil ich mich hier wohlfühle und meinen Traum, Fußball zu spielen, verfolgen will. Mit solchen Themen möchte ich nichts zu tun haben und unterstütze sie nicht“, so Ghindovean gegenüber dem Klub.

Die Frage sei dann allerdings erlaubt, in welcher Weise Darius Ghindivean verfolgt oder kontrolliert, was in seinem Namen in sozialen Medien von seinem Team gepostet wird. Besonders glücklich ist diese Konstellation sicher nicht. Das scheint auch der SCP zu ahnen, der immerhin erklärt, Ghindovean für den Umgang mit diesen Medien noch einmal „sensibilisieren“ zu wollen.

Die Aufregung, die auf den zahlreichen Plattformen von Twitter bis zu Facebook hochkochte, war in diesem Kontext verständlich, auch wenn sie sicher in weiten Teilen übers Ziel hinausschoss. Denn auch wenn es unangenehm ist: Spieler des SCP sind auch Menschen mit einem Privatleben, in das der Klub nicht hineinreden kann. Sanktionen für persönliche und private Vorlieben sind da schwer vorstellbar und noch schwerer durchsetzbar.

Aber natürlich hat diese Haltung auch eine zweite Seite: Spieler des SCP sind zugleich öffentliche Personen, deren Handeln auf den SC Preußen Münster zurückfällt. Schon aus diesem Grund gibt es (auch) beim SCP entsprechende Schulungen für das öffentliche Verhalten, mindestens, um eine Aufmerksamkeit dafür zu erzeugen, dass nicht alles so machbar ist wie das Privatleute ohne öffentliches Leben tun können. Große Unternehmen haben dafür Social-Media-Guidelines entwickelt. Zudem sind in vielen Lizenzspieler-Verträgen Klauseln über vereinsschädigendes Verhalten oder allgemein „kritische Äußerungen“ hinterlegt – und genau die könnte man ja durchaus bemühen, wenn Spieler öffentlich die definierten Werte und Vorstellungen eines Vereins unterlaufen. Sicher ist nämlich, dass Likes für homophobe Inhalte nicht zu den Werten des SC Preußen Münster gehören.

Was das nun alles mit dem SC Preußen und seinen Spielern macht? Es wird noch einmal gesprochen, es wird aufmerksam gemacht. Und dann sollte es auch zum Tagesgeschäft übergehen. Es sollte die betroffenen Spieler allerdings auch nicht überraschen, wenn es zum Trainingsauftakt noch ein paar entsprechende Hinweise aus der Fanszene gibt.

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