Carsten Cramer: „Preußen Münster hat etwas Sex Appeal verloren“
Carsten Cramer war von den Neunzigerjahren bis ins neue Jahrtausend in vielen Bereich des SC Preußen Münster tätig. In einem aktuellen Podcast gibt er aber zu, dass der Reiz des Klubs bei ihm etwas nachgelassen habe. Er nennt auch Gründe dafür.
Carsten Cramer. Foto: Imago
Cramer, heute einer von drei Geschäftsführer des BVB, ist gebürtiger Münsteraner. Anfang der Neunzigerjahre begann seine Laufbahn beim SCP, die ihn vom Stadionsprecher zum Marketingchef und Quasi-Geschäftsführer machte. „Ich war damals der einzige Hauptamtliche im Klub“, erinnert sich Cramer im Podcast von „eskaliert.ms„. Dort stand er zuletzt den beiden Moderatoren Simon Janssen und Daniel Schlemermeyer Rede und Antwort.
Seit den Achtzigerjahren in der Oberliga habe er den SCP verfolgt, so Cramer über die Anfänge seiner Karriere. „Das waren ja kurze Wege nach Reken oder Wanne-Eickel.“ Der damalige Jurastudent rutschte dann 1991 irgendwie beim SC Preußen rein, wie er sich erinnert. „Und da wollte ich auch nicht wieder raus.“ Das Jurastudium musste dran glauben, stattdessen gestaltete Cramer beim SCP einen Arbeitsbereich, der zu dieser Zeit im Grunde noch gar nicht existierte. „Aus Hobby und Besessenheit ist ein Beruf geworden.“
„Habe das alles dem SCP zu verdanken“
„Ich habe den damaligen Verantwortlichen Thomas Herda (Präsident, Anm.d.Red.) und Hermann Brück (Schatzmeister) meine Laufbahn zu verdanken“, so Cramer über die Anfänge. „Sie haben damals auf mich gesetzt, ohne sie hätte ich später keinen Job beim Vermarkter Sportfive bekommen.“ Sportmarketing habe sich damals noch auf Reklame und Bandenwerbung beschränkt. Die Branche habe noch gar nicht wirklich existiert. „Deshalb konnten wir damals einfach Dinge anstoßen und entwickeln. Wir haben in Münster bei Null begonnen.“
Naturgemäß behandelte der Podcast vor allem Cramers Verhältnis zu seiner Heimatstadt (in der er nach wie vor lebt) und den BVB. „Ich spreche heute ja zu 99 Prozent über Borussia Dortmund“, so Cramer zwischendrin. „Da bin ich nah dran.“ Die Aussage steht aber sinnbildlich auch für Cramers Verhältnis zum SC Preußen. Denn: „Der Reiz des SCP hat bei mir etwas nachgelassen. So richtig anfixen tut mich der Klub nicht mehr.“
Cramers Verhältnis zum SC Preußen ist stark abgekühlt – so viel wird im Podcast deutlich. Vielleicht schwingt auch noch sein etwas unerfreulicher Abschied vom SCP mit. Zuletzt 2006 war er für den SCP unterwegs. Damals ging es um das Jubiläum zum 100. Geburtstag des Klubs, das von Cramer gestaltet wurde. Nach dem Abstieg im Frühjahr 2006 wurde die Pläne für das Jahr ziemlich abrupt über Bord geworfen, Cramers Abschied fiel eher bitter aus. Und seither gab es nur noch wenige Berührungspunkte zwischen ihm und dem SC Preußen.
„Der Verein bedeutet mir schon noch etwas. Ich sympathisiere mit ihm, aber er spricht mich emotional nicht mehr so an“, so Cramer im Podcast. „Mir gefällt das permanente Feststellen von schwierigen Rahmenbedingungen nicht.“ Er würde sich beim SCP etwas mehr „Euphorie und Strahlen“ wünschen. Stattdessen gibt Cramer zu: „Der SCP hat so ein bisschen Sex Appeal verloren, um ehrlich zu sein.“
Cramer noch deutlicher: „Ich habe den Eindruck, der SC Preußen ist mehr so ein Betroffenheitsverein geworden. Das ist nicht meine Welt.“ Im Vergleich zu seiner Zeit im Klub lautet sein Eindruck heute: Man müsste mehr machen, mehr initiativ sein. „Nur warten und beschweren klappt nicht.“
Dass der SC Preußen seine Probleme mit oder in der Stadtgesellschaft hat, verhehlt Cramer nicht. „Ich maße mir nicht an, das genau beurteilen zu können, aber ich merke, dass die Verankerung des BVB in Dortmund ganz anders ist.“ Natürlich könne man den Bundesligisten nicht mit dem SCP vergleichen, aber am Spieltag sehe man in Münster lediglich ein paar mehr Fahrräder auf der Hammer Straße stadtauswärts. Dortmund sei dann schwarz-gelb.
„Der Verein kämpft damit, in der Stadt nicht so verankert zu sein. Und das hat sich nach meinem Eindruck in den vergangenen Jahren nicht zugunsten des Klubs verändert…“
Cramers Fazit mit Blick auf seine eigene Zeit beim SC Preußen Münster? „Ich habe immer Entscheidungen getroffen, wenn wenn andere die Rahmenbedingungen oder das Mindset nicht zur Verfügung gestellt haben. Das habe ich tatsächlich beim SCP gelernt. Es war nicht mein Ding zu klagen, wir haben einfach gemacht.“
Carsten Kramer scheint den SCP wirklich nicht mehr recht im Blick zu haben.
Der hat viel riskiert in den letzten Jahren und wahrlich nicht nur gejammert.
Siehe Ausgliederung und Stadion Bau aber scheitert immer wieder an den gleichen Probleme n bzw Gegnern.
am 28.6.1989 wurden Thomas Röttgermann + Lothar Zimmermann von Helmut König als hauptamtliche Marketing-Mitarbeiter angestellt … vorher waren die beiden bereits ehrenamtlich im Verein tätig und die antreibenden Kräfte vom am 1.8.1988 ins leben gerufenen SCP-Sponsorenpool.
Ihre Arbeit im Sportmarketing ist nicht nur Lobimäßig mächtig erfolgreich sondern sie erlangen auch bundesweite Aufmerksamkeit durch eine der „pfiffigsten“ Anzeigenkampagnen und Werbestrategien der 36 deutschen Proficlubs.
Legendär ist die Aktion mit dem Verbimmeln der „Besitzrechte“ der alten Clubheim-Stühle für 1500 Schuck das Stück im April 1987.
Dokumentiert wird das in MZ / WN und Preußen-Journal No. 3/89-90 (ca. April ’89).
Zufällig im gleichen Heft gibt Cramer im Team Röttgermann/Zimmermann sein Debüt beim SCP als redaktioneller Mitarbeiter … die Überschrift von seiner Geschichte ist knackig knapp aber einigermaßen gewöhnungsbedürftig: Tischtennis – „Schalke“ … eine Seite geht es um TT bei DJK Westfalia Kinderhaus
soviel zu den Statements:
… Ich war damals der einzige Hauptamtliche im Klub
… gestaltete Cramer einen Arbeitsbereich, der zu dieser Zeit im Grunde noch gar nicht existierte
… Sportmarketing habe sich damals noch auf Reklame und Bandenwerbung beschränkt
… das ist doch alles 100% Tinnef
Trotzdem ist Carsten Cramer eine lebende Legende des SCP und war, ist und bleibt nen jovelen Seegers.