Ein halbes blaues Auge

Der SC Preußen Münster hat ein bisschen Schwung und Frische verloren. Die jüngsten Niederlagen kamen zwar gegen die beiden ausgewiesenen Spitzenteams zustande, aber ganz überraschend gingen die Spiele sicher nicht verloren. Schon gegen Dresden waren Grenzen zu erkennen, die aber zum einen der Gast nicht ausnutzte, die zum anderen der SCP mit individuellen Glanzmomenten übertünchte. Es gibt natürlich auch noch eine zweite Seite.

Und diese andere Seite ist facettenreich. Da wären zum einen die Spiele der Konkurrenz. Regensburg kam auch nicht über ein Unentschieden hinaus. Dresden wurde von Freiburg II überrascht (was sich der SCP sicher einmal genauer anschauen wird). Die Verfolger Essen und Sandhausen verloren Punkte. Das bedeutet: Die Preußen rangieren noch immer auf Platz 4, sind punktgleich mit Dresden und könnten dort nur von Saarbrücken noch verdrängt werden – wobei das Saarbrücker Nachholspiel gegen Essen erst am 24. April stattfindet und Saarbrücken zuvor erst noch bei den Münchner Löwen antreten muss.

Anders gesagt: Der SCP ist in gewisser Weise mit einem halben blauen Auge davon gekommen. Und das mag ja in jedem Fall als Mutmacher dienen.

Und zwei Niederlagen hin oder her: Wenn in Essen oder Saarbrücken oder auch Sandhausen über Aufstiegschancen geredet wird, dann ist in Münster allemal in der Pole Position. Natürlich muss sich die Mannschaft gegen Freiburg straffen – und niemand, niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass gegen den designierten Absteiger (der im Falle einer Niederlage in Münster dann offiziell abgestiegen wäre) ein Heimsieg ganz selbstverständlich sein würde. Wer die jüngste Partie gegen Dresden sah, dürfte erkannt haben, wie beweglich, wie leidenschaftlich das Freiburger Team verteidigt. Das wird eine ganz harte Nuss, ohne Frage.

Aber wie gesagt: Der SC Preußen muss zurück zum druckvollen Spiel und vor allem muss er defensiv wacher werden, ganz schnell. Zuletzt kassierte das Team seltsam einfache Gegentore – das sah man zuletzt in der ersten Saisonhälfte so gehäuft. Unaufmerksam, nicht griffig genug, mit vielen individuellen Fehlern: da muss wieder mehr kommen.

Es ist eben alles ambivalent. Längst hat der SCP die eigenen Erwartungen vor der Saison übertroffen, aber natürlich sind jetzt, fünf Spieltage vor Schluss, andere Ziele definiert. Aufsteigen muss der SCP nicht, aber jetzt kann er auch nicht mehr sagen, er spiele um die goldene Ananas. Platz 4 mit Aussichten auf die Relegation (oder sogar mehr?) ist jetzt nicht mehr nur Schaulaufen. Das ist Aufstiegskampf, ein Wettlauf. Und ja, der SCP hat jetzt etwas zu verlieren. Das kann man wegwischen und sagen, es sei doch bereits mehr als erwartet erreicht. Aber es ist der Mannschaft eben doch anzumerken, dass nun größere Ziele existieren.

Zudem darf man sicher auch mal zaghaft anfragen, welche Rolle der SCP in einer neuen Drittliga-Saison spielen würde. Könnte der SCP noch einmal so einen Lauf wie in dieser Rückserie entwickeln? Das sind schon Aussichten mit Fragezeichen. Deshalb ist jetzt die Zeit. Und da ist es ja spannend zu sehen, wie die Konkurrenz sich am kommenden Wochenende schlägt. Regensburg gegen Ulm – da sind Punktverluste vorprogrammiert. Essen in Mannheim, Sandhausen gegen Bielefeld, Dresden gegen Viktoria Köln. Und in der Woche darauf spielt Regensburg gegen Dresden … da ist noch viel Bewegung drin.

Und auch deswegen hat Sascha Hildmann Recht, wenn er (wie immer) sagt, dass am Schluss abgerechnet wird. Aufgestiegen wird nicht am 33. Spieltag. Oder nächste Woche. Fünf Anläufe darf der SCP noch nehmen.

Spiele am 33. Spieltag
MSV Duisburg1:1 (1:0)SV Waldhof Mannheim
SSV Ulm 18462:0 (1:0)SC Preußen Münster
SC Verl3:1 (1:0)Erzgebirge Aue
Borussia Dortmund II1:1 (1:0)FC Ingolstadt 04
SpVgg Unterhaching4:1 (3:0)VfB Lübeck
FC Viktoria Köln4:2 (0:0)Hallescher FC
1. FC Saarbrücken4:1 (0:1)SV Sandhausen
SSV Jahn Regensburg1:1 (0:0)TSV 1860 München
Arminia Bielefeld1:1 (1:0)RW Essen
SC Freiburg II1:1 (1:1)Dynamo Dresden
33. Spieltag
MannschaftSp.ToreDiff.Punkte
1SSV Ulm 18463354:342062
2SSV Jahn Regensburg3348:351361
3Dynamo Dresden3351:351655
4SC Preußen Münster3355:431255
51. FC Saarbrücken3254:351952
6SV Sandhausen3351:47452
7RW Essen3250:46451
8SpVgg Unterhaching3345:43249
9Erzgebirge Aue3342:42049
10FC Ingolstadt 043355:441146
11SC Verl3353:50346
12Borussia Dortmund II3347:47046
13FC Viktoria Köln3353:56-345
14TSV 1860 München3337:35242
15Arminia Bielefeld3344:45-138
16SV Waldhof Mannheim3345:52-738
17Hallescher FC3347:66-1932
18MSV Duisburg3333:51-1830
19VfB Lübeck3328:60-3227
20SC Freiburg II3331:57-2624

2 thoughts on “Ein halbes blaues Auge

  1. „Deshalb ist jetzt die Zeit.“ Mein Reden; sehr gute Bestandsaufnahme, Carsten, und ich teile Deine Meinung! Mal schauen, was sich Sonntag so tut. Ein bisschen Personal-Schraube hat der Trainer ja schon gedreht, was teilweise aber nicht fruchtete. Und die letzten 3 Gegner haben sich sehr gut auf den Spiel-Stil der Preußen eingestellt. Es waren nicht nur Schläfrigkeiten in der Abwehr. Dort und im Zentrum hat man uns früher auf den Latschen gestanden, hat uns vorne schnell zugestellt und im Durchbruchs-Fall die altbewährte Abseitsfalle schnappen lassen (Grodowski…). Und gefühlt waren wir auch nicht mehr Kopfball-überlegen.
    Durch all dies ist viel Leichtigkeit abhanden gekommen. Es ist zu hoffen, dass Hildmann und Co. Lösungen finden können…

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