Stadion-Umbau läuft im Hintergrund
Nein, besondere Geschichten sind derzeit nicht rund um das Preußenstadion zu erzählen. Allerdings sollen noch vor der Sommerpause wichtige Entscheidungen fallen.
Um das direkt vorwegzunehmen: Ehe im Preußenstadion etwas gebaut wird, braucht es noch viel Geduld. Das kennen Preußenfans ja. Der März ist auch schon eine Woche alt und damit ist das Quartalsende in Sicht. Und für 2019 war ja viel Arbeit geplant – doch gerade in dieser Phase ist Präzision gefragt. Folgerichtig sagt Preußen-Präsident Christoph Strässer: „Ich kann verstehen, dass da Fragen kommen. Aber man muss jetzt Geduld haben.““
Die Arbeit, die jetzt hinter den Kulissen begonnen hat, ist zäh und wenig öffentlichkeitswirksam. Aber umso wichtiger. Die Stadt muss ihre Investition rechlich absichern. Was darf sie zahlen, ohne mit dem EU-Beihilferecht in Konflikt zu geraten? Das Beihilferecht setzt Grenzen für öffentliche Investitionen, sofern beispielsweise Wirtschaftsunternehmen oder Branchen unzulässig gefördert werden. Die Regelungen werden dabei in Bundesländern unterschiedlich ausgelegt. Es gibt allerdings einen Spielraum und in Münster ist die Bezirksregierung in diesen Fragen stets mit einbezogen.
„Wir brauchen dazu eine Antwort und die finden wir auch“, so Strässer über diesen Prozess. „Wir sind ja nicht die einzigen, die so etwas machen.“ Allerdings sei zu Beginn der Planungen durchaus eine gewisse Verunsicherung vorhanden gewesen. Schließlich war ja im vergangenen Jahr die Frage aufgekommen, wie nun der Überlassungsvertrag zwischen Stadt und SCP gestaltet sein müsste, nachdem der Klub seinen Profibereich in eine Kapitalgesellschaft ausgelagert hatte. Dazu haben Stadt und SCP bereits einen externen Fachmann hinzugezogen.
„Der neue Nutzungsvertrag greift die neuen Strukturen auf, da gibt es vorab einige Fragen zu klären.“ Strässer weist darauf hin, dass von diesen neuen Verträgen viel abhängt. „Es macht keinen Sinn, über das Projekt zu reden, wenn wir das als Klub finanziell gar nicht stemmen können.“
Lenkungsausschuss
Auf zwei Ebenen läuft die Arbeit am Stadionprojekt ab. Der Lenkungsausschuss ist das übergeordnete Gremium mit Klub- und Stadtspitze. Seit der Unterzeichnung der Willenserklärung tagte dieses Team noch nicht, der erste Termin ist aber in Kürze geplant. Die eigentliche Arbeit, die operative Umsetzung, findet im Projektteam statt, das auch schon zusammengekommen ist.
Strässer weiß natürlich um den Zeithorizont. „Wir müssen auf den Weg kommen“, sagt er selbst. Für den SC Preußen sei es wichtig, alsbald ein Planungsbüro beauftragen zu können, dass dann Vorschläge für das Stadion selbst entwickelt. „Da haben sich schon viele Büros bei uns gemeldet“, verrät der Präsident. Es gebe in der Region durchaus Leute, die eine Kompetenz für solche Projekte mitbrächten.
Das große, wichtige Ziel für 2019 ist: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen geklärt sein. Und der Umfang des Umbaus – beispielsweise die Frage nach dem Umbau im Bestand. „Für die Saison 2020/2021 muss klar sein, in welchem Stadion wir spielen“, so Strässer. In der kommenden Saison wird der SCP wohl noch in einem unveränderten Stadion in Münster spielen.
Spielfeld drehen?
Eine der Überlegungen, die hier Thema sind, ist das Spielfeld. Gerade von den TV-Anstalten gab es Hinweise, dass ein Spielfeld in Nord-Süd-Richtung besser geeignet sei. Selbstverständlich gäbe es für das TV-Problem auch andere Lösungen, aber eigentlich wird für Stadionneu- oder umbauten immer die Nord-Süd-Ausrichtung des Spielfelds angeregt. Das ist mit Blick auf den Sonnenverlauf in Europa einfach die beste Wahl.
Also wird auch in Münster das Thema behandelt, ob so etwas möglich wäre. Der gültige Bebauungsplan gibt das eigentlich nicht her, aber „vorhabenbezogene Änderungen“ im Plan sind grundsätzlich möglich, sofern keine unzumutbaren Härten für z.B. Anwohner auftreten. Aber auch diese Frage muss im Prozess noch geklärt werden.
„Charmant“
Und es gibt ja in der derzeitigen Phase auch zahlreiche Wünsche und Anregungen. Ist es möglich, unter den Tribünen Platz zu schaffen für eine Art „Vereinskneipe“? Oder könnte dort gar ein „Preußen-Museum“ entstehen, wie es der umtriebige Preußenfan Christian Jäger seit langer Zeit anregt? „Charmant“ nennt Strässer die Idee und verspricht: „Wir werden alle Fragen und Anregungen aufnehmen und schauen, was möglich ist. Da stehen wir auch im Wort.“
Für die tägliche Arbeit etwas wichtiger wäre allerdings die Frage nach einem Nachwuchsleistungszentrum. Auch hier wird derzeit besprochen, ob und in welcher Form ein Funktionsgebäude zusätzlich errichtet werden könnte.
Da ist es gut, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Strässers Eindruck? „Ich glaube, dass es jetzt alle wollen.“ Es gebe natürliche Unwägbarkeiten in der Politik – die nächste Kommunalwahl steht im Herbst 2020 an. Das bringt eine zusätzliche Würze in die Diskussion. Zu 100 Prozent zuverlässig hat die Politik in Münster in den vergangenen Jahren nicht immer agiert. Diese Erfahrung hat die Diskussion der vergangenen Jahre oft beeinträchtigt und ist Ursache der tiefsitzenden Abneigung vieler Preußen gegenüber politischen Bekenntnissen.
Aus Sicht des SC Preußen muss ein zügiger Vertrag oberste Priorität haben. Es müssten nun „unwiderrufliche Fakten“ geschaffen werden, so Strässer. „Wenn wir aus dieser Phase raus sind, bin ich optimistisch.“
Aber wie gesagt: Es gibt in Sachen Stadion eine grundsätzliche Bereitschaft und Übereinstimmung. Die Stadt hat sich klar positioniert, der Verein zieht mit. Jetzt werden die Weichen gestellt.