4:2 gegen Halle – „Du rennst rum wie auf einer Mondstation“
Niemand wusste, ob der SC Preußen Münster seine stark ansteigende Form nach der Corona-Pause würde fortsetzen können. Die Antwort gab es am Sonntagnachmittag um kurz vor 16 Uhr. Durchaus.
Maurice Litka jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit Lucas Cueto und Julian Schauerte. Foto: David Inderlied/Kirchner-Media/POOL
Das 4:2 brachte die Rückrundenpunkte 12 bis 14. Damit liegt der SCP in der Rückrundentabelle auf Platz 8. In der Formtabelle der jüngsten 5 Ligaspiele steht der SCP mit zehn Punkten aus eben diesen Partien auf Platz 5. Besser punkteten zuletzt nur Bayern II, 1860 München, Würzburg.
Das alles zeigt, dass Münster erstens die Niederlage bei Viktoria Anfang März tatsächlich positiv verdrängt hat und zweitens nahtlos da anknüpft, wo es unter Sascha Hildmann begonnen hat. In acht Spielen betreute der Kaiserslauterer den SCP bisher, holte im Schnitt 1,75 Punkte. Mit so einem Schnitt folgt man in der Regel der Spitzengruppe der Liga.
Mit dem 4:2 und sechs Toren gab es auch noch Spektakel für die (nicht anwesenden) Fans.
Das sind die Zahlen. Die andere Seite des ersten Geisterspiels in der Preußen-Geschichte fasste Hildmann in Worte. „Das ist schon sehr skurril“, so der Trainer mit Blick auf die leeren Ränge. „Überall Masken, du rennst rum wie auf einer Mondstation. Das war nicht schön, die Zuschauer fehlen.“
Damit lag Hildmann durchaus auf Wellenlänge mit eben jenen Fans. „Fans sind fußballrelevant“ hatten die Gäste auf ein gewaltiges Transparent geschrieben – das vom SC Preußen höflich angebracht wurde. Auf der Gegenseite stand, etwas weniger sachlich, der Hinweis „Euer System ist krank“. Schönen Gruß an den DFB und den „Kommerzfußball“.
Auf dem Feld spielte das aber nur eine untergeordnete Rolle.
Dem SC Preußen spielte für frühe Führung wunderbar in die Karten. „Das wünscht man sich“, so Hildmann. Das Tor von Rodrigues Pires gab Sicherheit und bestärkte den SCP in seinem Matchplan. „Man hat dann gesehen, was wir vorhaben.“ Und das war: Strukturiert stehen, gut verteidigen, gut umschalten. Das führte der SCP fast in Perfektion vor.
So effizient, effektiv war der SCP bisher auch nur selten. Bis zur 30. Minute, also zum 3:0, war praktisch jeder Angriff der Preußen direkt ein Tor. Knallhart, erbarmungslos. Halles noch neuer Trainer Ismail Atalan seufzte nach dem Spiel: „Von dem 0:3 konnten wir uns nicht mehr erholen.“
Auch die kurze Phase der Gäste kurz vor der Pause und nach dem Wechsel überstand der SCP einigermaßen. Das Gegentor zum 1:3 hatte sich Halle verdient, aber an diesem Tag zeigte der SCP auch, dass er zum richtigen Zeitpunkt nachlegen kann. Litkas zweiter Treffer des Tages war auch die Entscheidung. Der Doppeltorschütze freute sich über den Sieg. „Wir sind ja super reingekommen, haben auch gut gestanden und unsere Chancen verwertet. Wir haben kurz den Faden verloren, uns aber dann noch einmal belohnt.“
Kleiner Wehrmutstropfen war das völlig überflüssige Gegentor nach 94 Minuten. Musste nicht sein. Passiert aber. Ohne den Treffer von Marcel Hilßner wäre es auch nach Tordifferenz der höchste Sieg der Saison geworden. So blieb es – zumindest nach Torabstand – gleichauf mit den Siegen gegen Jena, Magdeburg und in Uerdingen (jeweils 2:0).
Was der SCP wollte, bekam Halle nicht in den Griff. Mag sein, dass Halle manchmal den Eindruck erweckte, im Mittelfeld etwas mehr Ballbesitzphasen zu haben. Das spielte aber keinerlei Rolle, weil Münster eben bei Ballgewinn sofort unterwegs war. Atalan sauer: „Da ist passiert, was wir angesprochen hatten. Wir wussten, dass wir Ballbesitz haben, aber wenn wir den Ball verlieren, dass es schnell gehen würde. Münsters Umschaltaktionen sind stark, das machen sie gut.“
„Das ärgert mich maßlos, meine Spieler haben sich naiv verhalten“
Ismail Atalan, Trainer Hallescher FC
Weil das alles vorher dezidiert besprochen war, aber nicht funktionierte, machte Atalan aus seinem Ärger kein Geheimnis. „Das ist wie mit einem Kind, dem man sagt, es soll den heißen Herd nicht anfassen. Das ärgert mich maßlos, meine Spieler haben sich naiv verhalten.“
Er sei enttäuscht, nicht, weil sein Team es nicht besser könne, sondern weil sie es hätte besser lösen müssen.
Atalan beklagte fehlende Automatismen. „Man hat gemerkt, dass die noch fehlen.“ Das bekam der SCP spürbar besser hin, trotz der gleichen Vorbereitungszeit wie Halle.
Für Halle blieb am Ende des Lob, nicht aufgesteckt zu haben. Dafür kann sich der HFC freilich nichts kaufen. Dem SC Preußen geht’s besser, aber erreicht ist noch nichts. Das klang natürlich auch bei den Spielern durch.
Mannschaftskapitän Julian Schauerte: „Jetzt ist es wieder ein offenes Rennen, aber jetzt geht es Schlag auf Schlag. Wir müssen auch in München punkten.“ Aber wenn das Team so weitermache, dann sei das möglich, so Schauerte.
In München dürfte die Aufgabe schwerer sein – zumindest nach Zahlen. München stellt das beste Team der Rückrunde, da muss der SCP richtig was leisten.
Am Dienstag schon geht es ab nach Düsseldorf und dort per Flugzeug nach München. Am Mittwochabend wird gespielt.